Das Leben, ein Karussell

    Ich finde es komisch. Wenn man so selbst mit sich beschäftigt ist, sieht man gar nicht, wie vielen Menschen es doch genau so geht.
    Wenn man in einer Krise steckt, sieht man um sich herum nur fröhliche Gesichter wie es scheint, man fühlt sich einsam.
    Man denkt immer, warum ich?
    Warum kann es denn mir nicht gut gehen.
    Ich glaube, das jeder mal so etwas in seinem Leben mitmacht. Vielleicht auch ständig von Zeit zu Zeit.
    Man ist ständig dazu aufgerufen, zu lernen und zu wachsen und sich mit sich und seiner Umwelt auseinander zusetzen.
    Das ist dann ein Spiel in dem man im einen Augenblick Himmelhoch jauchzend sein Leben genießt, auf das man dann, es muss noch gar nicht lange von einander getrennt sein, es kann ein Tag oder manchmal können es nur Stunden sein, am Boden zerstört keine Hoffnung, keinen Ausweg mehr erkennt. Sich zu fühlen, als würde man an einem Baum gefesselt und zugeschnürt auf dem Kopf, verbannt sein, dahinzubaumeln.
    Manchmal, wenn ich klar denken kann während dieser Zeit, wenn ich am Boden liege, und eine Gute Laune ist erst kurz Zeit vorbei, frage ich mich, warum ich mich schlecht fühle. Ich sehe eigentlich gar keinen Grund dafür.
    Es besteht in dieser Zeit einfach nur in meinem Kopf. Ich würde gerne wissen, wo das wohl herkommt, wo die Wurzel dafür liegt.
    In meiner Theorie sehe ich das Leben wie ein Karussell. Man befindet sich im Leben anfangs am Rand der Scheibe, des Rades, des Karussells.
    Die Kräfte sind so stark, das sie einen nach außen drängen, während man doch nach innen kommen will. Innen ist die Ruhe, das Wissen, die Kraft.
    Das heißt, man wird, solange man am äußeren Rand des Karussells sich befindet, immer wieder dasselbe erleben.
    Von ganz oben, der Freude am Leben, bis ganz unten, wo die Hoffnungslosigkeit herrscht und dir den Glauben an dich selbst nimmt.
    Je mehr man im Leben über sich und andere lernt, bekommt man die Kraft, sich in die Mitte vorzutasten, ganz langsam.
    Rutscht wieder aus durch von außen geschehene Dinge, durch seine eigenen Illusionen und Ängste.
    Durch Liebe wird man leichter in Richtung inneres getragen.
    Wenn etwas positives geschieht. In der Mitte, wenn wir in unserer Mitte sind, sind die Kräfte, die auf uns wirkten, nur noch ganz schwach wahrnehmbar, man kann sich leichter halten, kann leichter dort verweilen. Man sieht auf einmal alles. Alles vollzieht sich jetzt viel langsamer.
    Alle Seiten dieser Scheibe. Die Pole deines Lebens sind weit voneinander entfernt.
    Das andere Ende ist kaum zu sehen, die Kraft, die auf uns wirkt, gewährt uns kaum einen Blick auf die andere.
    Es dreht sich auch immer unterschiedlich, nutzt nie die selbe Geschwindigkeit, sich zu drehen. Darum dauert ein Zustand manchmal länger, manchmal kürzer.
    Wie gesagt, bis man seine Mitte gefunden hat. Ich für meinen Teil, denke, das ich mich noch ziemlich am Rand dieses Karussells befinde, ich hab erst angefangen, mich zu verändern.
    Spüre, wie es mich immer wieder nach oben und nach unten reist. Wie es mich versucht zu stärken und zu lehren.
    Ich bin überzeugt, das vieles mit der Kindheit zu tun hat.
    Wenn ich mich heute sehe, sehe ich viele Muster, die noch von damals auf mich gewirkt haben, immer noch wirken, die ich damals erschaffen habe, mir erschaffen wurden. Das macht es einem manchmal schwer.
    Mir fällt es schwer, mich von manchen Dingen zu lösen, obwohl ich sie an mir hasse. Obwohl meine Verstand genau weiß, was ich nicht mag und will, was ich nicht sein will, drängt es mich immer wieder dazu.
    Immer wieder tut man Dinge, oder tut sie nicht, die man an sich nicht mag oder gerne tun würde. Angst ist für mich einer meiner Hauptgegner im Leben. Angst zerstört das Gefühl, beherrscht die Sinne. Will das Leben nicht gedeihen sehen.
    So geht es vielen Menschen, die ich kenne. Sie graben sich ein in ihre vermeintliche Sicherheit, in ihre unerfüllten Träume. Oftmals nur Illusion, es würde sich alles von alleine regeln.
    Oftmals nur Lüge an dich selbst.


    Luc 9.1.2001

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